Gepostet am 28.03.2021
Von Vera Romeu
Mengen – Die Segelflug-Saison der Luftsportgruppe Ravensburg auf dem Regio Airport Mengen hat begonnen: Samuel Göhring und Benjamin Raisch freuen sich auf die warme Jahreszeit, die vielversprechende Thermik und die Überlandflüge in Richtung Schwäbische Alb und Schwarzwald. Peter Knoll, zweiter Vorstand, Fluglehrer und Werkstattleiter wird die Segelflugzeuge hochschleppen und sie im richtigen Moment loslassen. Dann beginnt das Segeln und Treiben im Wind. „Jede und jeder ist willkommen und kann bei uns das Segelfliegen lernen, schon mit 14 Jahren“, erklärt der Fluglehrer.
Der Verein hat in Mengen 32 aktive Mitglieder, vier Fluglehrer, vier Segelflugzeuge und ein Leichtflugzeug, um die Segelflieger in die Luft zu schleppen. Auch gibt es eine Winde: Das ist die zweite Möglichkeit, die Segelflieger in die Luft hoch zu ziehen. Eine gemeinsame Schulungskooperation verbindet den Verein in Mengen mit dem Luftsportclub Friedrichshafen, weil das Segelfliegen dort wegen des Flughafens eingeschränkt ist.
„Das Fliegen mit dem Segelflugzeug ist ein besonderes Hobby. Bei gutem Wetter kann man 500 bis 1000 km fliegen, nur in dem man die Aufwinde nutzt. Dafür ist kein Motor erforderlich“, erklärt Göhring. Wie der Adler in der Thermik kreist und an Höhe gewinnt, so machen es auch die Segelflieger. „Wir tanken kostenlos“, sagt Raisch. Es sei ein Fliegen ohne Scham, erklärt Göhring. Das Segelfliegen habe für ihn viel mit Freiheit zu tun. Benjamin Raisch hat 2019 das Segelfliegen entdeckt, sofort mit der Ausbildung begonnen und im selben Jahr schon seinen ersten Alleinflug absolviert. Jedes Wochenende ist er auf dem Flugplatz. Er wolle in diesem Jahr seinen Flugschein machen, dann ist er grad 16 Jahre alt. „Ein Auto dürfte ich noch nicht fahren, aber fliegen darf ich“, sagte er begeistert. Die Ausbildung wird in drei Stufen absolviert. Im ersten Abschnitt fliegt der Schüler oder die Schülerin mit dem Lehrer im Zweisitzer. Im zweiten Abschnitt findet der erste Alleinflug im Einsitzer statt. Dann kommen die Überlandflüge in Begleitung des Lehrers. Die Prüfung besteht aus drei Platzrunden mit dem Prüfer. „Die Prüfung besteht man gut“, berichtet Göhring. Die Theorie habe es in sich: Da werde einiges auch im Selbststudium gelernt.
Die Corona-Pandemie hat den Flugbetrieb nicht zu sehr eingeschränkt. Die vorige Saison begann im Mai. Über den Sommer gab es die Lockerungen. Im Segelflugzeug wurde eine Schutzscheibe zwischen Lehrer und Schüler installiert. Während des Winters wird allgemein nicht geflogen: zu wenig Thermik, zu wenig Sicht, zu kalt. Da ist die Werkstattarbeit angesagt. Die Flugzeuge wurden gewartet und repariert; maximal zwei Personen arbeiteten im Hangar. Die Zeitfenster wurden untereinander abgestimmt. In dieser jetzigen Saison könnte mit Schnelltesten die Ansteckungsgefahr minimiert werden, hofft Knoll.
Am ersten Tag der Saison werden die Segelflugzeuge startbereit gemacht; das Leichtflugzeug für das Hochschleppen von der Schutzplane befreit. Alle Segelflieger beobachten an diesem Morgen das Wetter. Sie schauen, wo sich die Aufwinde bilden. Wenn die Sonne steigt und den Boden erwärmt, entstehen Thermik-Säulen. „Der Kalksteinboden der Schwäbischen Alb wärmt sich besonders gut auf und ist deshalb ein Segelflieger-Hotspot“, erklärt Göhring. Ziel sei es natürlich zum Flugplatz zurück zu fliegen und dort zu landen. Doch sei dies wegen den thermischen Bedingungen nicht immer möglich. Dann werde auf dem nächsten Flugplatz gelandet. Außenlandungen – auf einem Feld oder einer Wiese – sind auch möglich, doch werde dies vermieden, weil dann das Flugzeug auseinander gebaut werden müsse und in einem Anhänger nach Mengen zurückgefahren.
Der Mengener Flughafen bietet viele Vorteile und ist deshalb auch bei den Segelfliegern aus Friedrichshafen beliebt. Eine Kooperation hat sich zwischen beide Flugschulen entwickelt. Lehrer und Schüler kommen aus Friedrichshafen mit Flugzeugen in den Anhängern gefahren und starten von hier aus. „Für sie ist der Mengener Flughafen interessant, weil die Schwäbische Alb so nahe ist und es keine Einschränkungen gibt“, erklärt Knoll.